Portale sind Webanwendungen, in welchen Inhalte, Dienste und Funktionen integriert werden.
Portale werden per Webbrowser benutzt und benötigen keine Installation beim Anwender.
Oft bezeichnet man als Portal auch Eingangswebseiten, die lediglich zu einem größeren Angebot an Informationen führen.
Im engeren technischen Sinn basiert ein Portal auf einem Portal Server und
präsentiert verschiedene Anwendungsprogramme in einzelnen Fenstern (Portlets) in einer einheitlichen Webanwendung.
Dabei ergeben sich Vorteile wie einheitliche Bedienung, Single-Sign-on,
anwendungsübergreifende Suchfunktionen,
einfach einzurichtende Kommunikation und Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Anwendungen und Daten
sowie benutzerspezifische Anpassung (Personalisierung).
Im Zusammenhang mit Portalen sind auch die Technologien
EAI, Application Server und Web Services
von Bedeutung.
Inhalt
- Ausführungsformen
- Vorteile durch Portale
- Technische Grundlagen
- Anforderungen an Portale
- Vergleich einiger Open-Source-Portale
- Links auf weiterführende Informationen
Ausführungsformen
- Informationsportal
Webseite, die als Eingangsseite zu einem größeren Angebot an Informationen dient
(z.B. Yahoo!).
- Portal mit interaktiven Anwendungen
Funktionen können ausgeführt werden.
- B2E, Mitarbeiter-Portal
Nur für Mitarbeiter (Employees) des Unternehmens zugänglich (im Intranet).
- B2B, Geschäftspartner-Portal
Für Businesspartner, oft per Extranet-VPN.
- B2C, Kunden-Portal
Für Endkunden (Customer).
- E-Business-Portal, Marktplatz, Handelsplattform
Vielen Unternehmen offenstehende Kommunikationsplattform.
Vorteile durch Portale
- Geringere Kosten
Geringere Kosten durch weniger Schulungsaufwand, verkürzte Bearbeitungszeiten, verbesserte Zusammenarbeit und flexiblere Prozesse.
- Mehr Möglichkeiten
Die einfach einzurichtenden Verknüpfungs- und Nutzungsmöglichkeiten eröffnen neue und flexibel änderbare Funktionalitäten.
- Einfache einheitliche Nutzung verschiedener Anwendungen und Datenbestände
Portale ermöglichen die einfache Nutzung unterschiedlichster heterogener Softwaresysteme von verschiedenen Herstellern.
Die Bedienung wird vereinfacht durch die Nutzung im Webbrowser ohne Installation beim Anwender,
die einheitliche Benutzeroberfläche und das Single-Sign-on.
- Integration statt Migration
Portale ermöglichen die fortgesetzte Benutzung von Legacy-Systemen, ohne aufwändiges Software Reengineering, Reverse Engineering und Reimplementierung.
Trotzdem kann auf die Daten und Funktionen dieser alten Systeme über moderne Webfrontends zugegriffen werden.
- Vereinfachter Austausch eines Backend-Systems
Portale vereinfachen den Austausch einzelner Softwareprodukte (z.B. durch eine neue Release oder durch Software eines anderen Herstellers),
da der Anwender auch nachher weiterhin nur das Portal bedienen muss.
- Einfache Verknüpfung zwischen verschiedenen Anwendungen
Oft können sowohl Daten als auch Funktionen verschiedener Anwendungen per einfacher Mausbedienung (z.B. per Drag&Drop / Drag&Relate) verknüpft werden
und automatische Datenweitergabe eingerichtet werden.
- Reports
Einfache Zusammenführung unterschiedlichster anwendungsübergreifender Daten zu aussagefähigen Reports.
- Flexible Geschäftsprozesse
Portale ermöglichen eventuell schnelle Eingriffe in Geschäftsprozesse und -abläufe.
- Anwendungsübergreifendes Suchen
Komfortable und flexible Suchfunktionen erlauben die Suche nach Begriffen über verschiedene Dokumentarten, Datenbestände und Anwendungen in einem Durchlauf.
- Knowledge Management, Content Management, Document Management
Oft sind Knowledge-, Content- oder Document-Management-Systeme integriert,
die auch das einfache kontrollierte Hinzufügen von Dokumenten durch den Anwender ermöglichen und so Kollaboration erleichtern.
- Personalisierung
Die vom Portal angezeigten Fenster und Inhalte können rollen- und benutzerspezifisch angepasst werden.
- Verschiedene Frontends, mobiler und multimodaler Zugriff
Portale können außer mit dem Webbrowser im PC auch mit anderen Geräten genutzt werden, z.B. PDAs, Smartphones und WAP-Handys.
- Öffnung für Geschäftspartner und Kunden
Teilbereiche des Portals können für externe Geschäftspartner und Kunden freigegeben werden.
Technische Grundlagen
- EAI (Enterprise Application Integration)
Eine günstige Voraussetzung für ein Portal ist eine EAI-Infrastruktur,
siehe dazu: EAI.
Oft sind EAI und Portal in einem Application Server kombiniert.
- Application Server
Oft basieren Portale auf so genannten Portal Application Servern, die wiederum oft auf Java EE Application Servern basieren,
siehe dazu Application Server.
-
Portlets
Die Präsentation von Anwendungen als Fensterbereich einer Portal-Webseite wird Portlet genannt.
Normalerweise entspricht jedes Portlet einem Portalfenster und einer Anwendung.
In einem Portlet können aber auch mehrere Anwendungen zusammengefasst und als eine integrierte Funktion dargestellt werden.
Umgekehrt können durch Kommunikation zwischen Portlets Verknüpfungen und korrespondierendes Verhalten erreicht werden.
Zum Beispiel kann aus der Auswahl eines Kunden in einem Portlet automatisch die Anzeige assoziierter Daten in einem anderen Portlet resultieren.
Neben dieser allgemeinen Bedeutung des Begriffs Portlet gibt es auch eine engere Definition.
Dann ist die Portlet Specification gemeint, die API-Schnittstelle zur Programmierung von Portlets im Java-Umfeld.
Sie ist als offener Standard konzipiert
(siehe dazu http://jcp.org/jsr/detail/168.jsp).
Ziel der Portlet Specification ist die Interoperabilität zwischen Portlets und Portalen unterschiedlicher Hersteller.
Portlets sind zum Beispiel im IBM WebSphere Portal Server und im Apache Jetspeed einsetzbar.
Portlets können mit unterschiedlichen Entwicklungsumgebungen erstellt werden, zum Beispiel mit Eclipse oder mit WebSphere Studio Application Developer.
Für viele Standardanwendung gibt es vordefinierte Portlets, zum Beispiel die Building Block Portlets.
Viele weitere vordefinierte Portlets bietet IBM im WebSphere-Portlet-Katalog,
siehe dazu http://catalog.lotus.com/portalworkplace.
-
Web Services
Als Web Services (mit SOAP und WSDL, siehe Web Services) vorliegende Anwendungsfunktionalität kann meistens recht einfach integriert werden,
inklusive automatisch generierter Bildschirmmasken.
-
WSRP (Web Services for Remote Portlets)
Um dies noch universeller zu gestalten, ist der WSRP-Standard vorgesehen
(http://www.oasis-open.org/committees/wsrp).
Damit wird es möglich, Portalelemente einer Site in andere Portale einzubinden,
und zwar auf der Grundlage der Web-Service-Standards SOAP und WSDL.
Da die Kommunikation per XML erfolgt, können dabei auch die unterschiedlichen Technologien Java EE und .NET kombiniert werden.
- SAP iViews
Ähnlich wie Portlets stellen iViews eine Schnittstellendefinition zur Einbindung von Applikationen als Fenster im Portal dar.
iView ist eine proprietäre, aber recht verbreitete Technik von SAP® für das mySAP® Enterprise Portal.
iViews können für verschiedene Programmierumgebungen (z.B. Web Services, Java, .NET)
mit Hilfe des SAP® Portal Development Kits erstellt werden und generieren XML-Ausgaben.
Mit Java erstellte iViews sind auch im IBM WebSphere Portal Server einsetzbar.
SAP® stellt viele vordefinierte iViews in so genannten Business Packages bereit,
siehe dazu http://www.iviewstudio.com.
Anforderungen an Portale
Die folgenden Anforderungen an Portale sind teilweise angelehnt an:
- die von der Delphi Group im Portalanforderungsprofil definierten neun Grundfunktionen,
- die vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) definierten neun Funktionsmodule,
- die beim IBM WebSphere Portal Server definierten Funktionsbereiche und
- die beim mySAP® Enterprise Portal definierten vier Portalanwendungsbereiche.
- Anwendungen, Integration
Einfacher und schneller Zugriff auf interne und externe Informationen, Daten, Anwendungen und Dienste,
einfaches Einbinden sowohl moderner Anwendungen als auch alter Legacy-Anwendungen,
einfaches Verknüpfen verschiedener Anwendungen und Daten,
Unterstützung von Transaktionen, Online-Management von Prozessen und Workflow,
Unterstützung von Kommunikation und interaktiver Kollaboration
- Reports, Analysen, Data Warehouse, Business Intelligence
Zusammenführung, Aufbereitung und Visualisierung von per ETL (Extraction, Transformation, Loading)
aus beliebigen Datenbeständen, Anwendungssystemen und OLTP-Systemen extrahierten Informationen
- Document Management, Content Management, Knowledge Management
Regeln für Veröffentlichung und Vertrieb von Inhalten auf Basis von Autorisierungsvorschriften und Prozess-Ablaufregeln,
Integration sowohl strukturierter als auch unstrukturierter Daten und Informationen,
Kategorisierung der Inhalte nach verschiedenen Taxonomien (z.B. DCMI),
Möglichkeit zur systemweiten Suche über alle Quellen und Ressourcen auf der Basis von Indizes und gespeicherten Metadaten,
Benachrichtigung, wenn neues Dokument in bestimmte Informationsbereiche hinzugefügt wurde,
Unterstützung verschiedener Systeme, wie Filesysteme, Mailsysteme, Groupware und DMS (Document Management Systeme),
Unterstützung von Standardschnittstellen wie WebDAV (Web-based Distributed Authoring and Versioning)
- Externe Inhalte, Web Services
Nutzung von per Web Service oder per WSRP verfügbare Funktionalität,
Nutzung externer Indizes (z.B. durch direkte Verbindung mit dem Index des Yahoo!-Servers)
- Technik, Grundfunktionen, Portalinfrastruktur
Nutzung im Webbrowser im PC (ohne Installationsaufwand beim Anwender),
mobiler und multimodaler Zugriff auch mit anderen Geräten, z.B. PDA, Smartphone und WAP-Handy,
nutzerfreundliche Präsentation, einfache Bedienung,
Single-Sign-on (eine Anmeldung für alle Anwendungen), Benutzerverwaltung mit LDAP,
Personalisierung (sowohl rollen- als auch benutzerspezifisch),
Technik basierend auf offenen standardisierten Schnittstellen (z.B. Java EE, Portlets, WSRP, Web Services),
Zuverlässigkeit, Sicherheit, Performance und Skalierbarkeit
Vergleich einiger Open-Source-Portale
In der Computerwoche Heft 2005.42, Seite 20, Artikel
"Portale: Open Source im Anmarsch",
wird über eine
Pentasys-Studie
berichtet, in der die fünf Open-Source-Portale
"eXo platform",
"GridSphere",
"JBoss Portal",
"Jetspeed 2 Enterprise Portal" und
"Liferay Portal"
verglichen werden.
Alle unterstützen JSR 168 und die meisten unterstützen WSRP.
Unter den Aspekten Administration, Support, Content-Verwaltung, Portlets und Personalisierung
wurde Liferay Portal als eindeutiger Sieger genannt.
Unter http://www.urbainczyk.de/juri/opensource-portalentwicklung-mit-liferay.pdf
finden Sie einen JavaSPEKTRUM-Artikel zum Liferay Portal.
Links auf weiterführende Informationen
- Websites
- Portalserver in der Praxis (BEA / IBM / SAP®), Dominik Neumann, Unilog Integrata: http://www.jfs2003.de/abstracts.html#B7
- Portale bei e-business.de: http://www.e-business.de/knowledgebase/psw.asp
- middleware.info: http://www.middleware.info
- Portale bei Computerwoche: http://www.computerwoche.de/index.cfm?pageid=255,
http://www.computerwoche.de/index.cfm?pageid=255&artid=82660,
http://www.computerwoche.de/index.cfm?pageid=255&artid=53627,
http://www.computerwoche.de/index.cfm?pageid=255&artid=49332,
http://www.computerwoche.de/index.cfm?pageid=255&artid=48481,
http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2002/20020405/a80107201.html
- Bücher, Zeitschriftenartikel
- Meinhardt / Popp, Enterprise Portale und Enterprise Application Integration, 2002: http://hmd.dpunkt.de/225, Amazon.de 3898641600
- Theis, Portale und Webanwendungen mit Apache Frameworks, 2003: Amazon.de 3935042361
- Lipp, Jetspeed-2: Erste Schritte mit dem JSR 168-konformen Apache-Portal,
Javamagazin 2006.05, S. 97
- Beispiele für Portal Application Server
- IBM WebSphere Portal Server, http://www.ibm.com/websphere/portalfamily
- mySAP® Enterprise Portal, http://www.sap.com/solutions/enterpriseportal
- BEA WebLogic Portal, http://www.bea.com/products/weblogic/portal
- Oracle Application Server Portal, http://www.oracle.com/appserver
- Sun ONE Portal Server, http://wwws.sun.com/software/products/portal_srvr/home_portal.html
- Liferay Portal, http://www.liferay.com,
JavaSPEKTRUM-Artikel
- Jahia, http://www.jahia.org (siehe auch Javamagazin 2002.12, Seite 27)
- Apache Jetspeed, http://portals.apache.org/jetspeed-2 (siehe auch Javamagazin 2002.12, Seite 48)
- Apache Cocoon, http://cocoon.apache.org
- Beispiele für andere Portal Server
- Vignette/Epicentric Foundation Server, http://www.vignette.com/contentmanagement/0,2097,1-1-1928-4149-1966-4151,00.html
- Plumtree Corporate Portal, http://www.plumtree.com/products/platform
- Microsoft SharePoint Portal Server, http://www.microsoft.com/sharepoint
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